Motorradtour mit Panorama am Mendelpass

Motorradtour Südtirol-Dolomiten – Rund um den Ortler mit Besuch der Südtiroler Weinstraße

Wer an Südtirol denkt, hat oftmals Bilder von weiten, sonnenverwöhnten Hügellandschaften steil umrahmt von richtig hohen Bergen im Kopf. Dazu gesellen sich horizontweite Apfelplantagen im Vinschgau und immer wieder hoch aufragende Burgen, die all das seit Jahrhunderten beschützen. Ja blumengeschmückte Altstädte sind manchmal garniert mit einem Hauch von Kitsch, die ganze Pracht ist durchsetzt von einem Netz perfekt asphaltierter Kurvenpisten.

Lasst uns auf dieser Runde um den höchsten Berg Südtirols, den 3.905 m hohen Ortler, prüfen ob unser Kopfkino noch der Realität entspricht, ob das Vinschgau samt Meran sowie die Südtiroler Weinstraße immer noch so traumhaft sind, wie in unseren Erinnerungen. Als Topping gibt’s einen hochalpinen Exkurs ins Trentino. Achtung Spoiler-Alarm: Auch das Trentino macht unbändig Lust auf mehr …

Tour Key Facts

Region: Südtirol-Dolomiten
Tour-Länge: 329 km
Zeitaufwand: 1 Tag
Höhenmeter insgesamt bergauf: 11.856 m
Geeignet für: alle Motorräder, für erfahrene Touren- und Sportbike-Fahrer, für Anfänger mittelschwer (Gaviapass und Stilfser Joch)             
Beste Reisezeit: Juni bis Oktober (an Sommerwochenenden Staugefahr am Stilfser Joch)

Südtirol-Dolomiten Motorradtour mit POLO-Motorrad

Die Tour

Meran ist nach Bozen die zweitgrößte Stadt Südtirols und eine erlebenswerte Melange aus Geschichte und Gegenwart, aus Alt und Modern. Vor allem als Kurort mit Heilklima hat Meran einen ausgezeichneten Ruf. Hohe Berge im Norden schützen zuverlässig vor Regen und Kälte, das nach Süden geöffnete Meraner Becken lädt mediterrane Strömungen geradezu ein, die Stadt und ihre Bewohner zu verwöhnen. Eine Tatsache, die schon die Römer hellauf begeisterte, die hier eine Zollstation mit Siedlung für hohe Beamte erbauten.

Sobald wir Meran gen Süden Richtung Lana verlassen, sind sie bereits zu sehen: diese horizontweiten Apfelplantagen mit ihren ausgeklügelten Bewässerungssystemen, die dafür sorgen, dass uns eine der gesündesten Obstsorten ganzjährig zur Verfügung steht. Ist Südtirol doch das größte zusammenhängende Apfelanbaugebiet Europas – und Deutschland übrigens Südtirols größter Abnehmer der vitaminreichen Frucht.

Nun aber mal bitte zurück zum Kernthema „Motorradfahren“

Über den recht unscheinbaren Gampenpass oder auch einfach nur Gampen verlassen wir kurz das Etschtal und erkunden eine vor allem bei Radfahrern beliebte Strecke, die übrigens zu den ältesten Mautstraßen Europas gehört. Bereits um 1562 existierte hier eine Zollstation der Grafen von Tirol, die Reisende in beide Richtungen gerne zur Kasse bat. Zwischen 1935 und 1939 als Militärstraße ausgebaut gehört sie heute kostenfrei allen Verkehrsteilnehmern und führt uns in zahlreichen Kurven sowie Kehren hinauf nach Fondo sowie im Anschluss weiter zum deutlich bekannteren Mendelpass.

Motorradtour mit Panorama am Mendelpass
Panorama_Mendelpass © Peter Wahl-MOTORRADSTRASSEN

Bereits in der Steinzeit siedelte in dessen Umland der Mensch. Die Basis der heutigen Trasse geht bis in das Jahr 1880 zurück und wurde seitdem mehrfach ausgebaut. 18 Kehren auf 21 Kilometern Länge sind, trotz recht enger Abschnitte, gut zu fahren. Unser Tipp: Ungeübte Biker lassen sich einfach von „alten Hasen“ leiten und können sich für das „Geleit“ anschließend bei einem Einkehrschwung entlang der herrlichen Südtiroler Weinstraße bedanken!

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Wein und Motorradfahren – passt das zusammen? Klar doch, wir zeigen’s Euch …

Kaltern an der Südtiroler Weinstraße empfängt uns am Ende der Passrampe in einem Gebiet, das schon zur Steinzeit beliebter Rastplatz von Jägern und Sammlern war. Der Name soll übrigens „warme Geländesenke“ bedeuten, was bis heute zweifelsfrei zutreffend ist. Obst und Wein prägen das Landschaftsbild rund um den sehenswerten Ort, von dem aus wir nun ein ganzes Stück auf der Südtiroler Weinstraße gen Süden surfen. Die 1964 ausgerufene Weinstraße erfasst eine der ältesten Weinregionen Italiens sowie gut 80% des gesamten Südtiroler Weinanbaugebietes. Der Wein prägt die gesamte Landschaft der weiten Talebene bis hinauf an die Berghänge, rund 65% davon sind Rotweine, der Rest Weißwein. Fast alle Weine Südtirols sind heute geschützt über das Prädikat „D.O.C.“ und stammen aus kontrolliertem Anbau. 

Motorradtour bei Kaltern mit POLO Motorrad
Bei Kaltern © Peter Wahl-MOTORRADSTRASSEN

150 Kilometer lang ist diese Weinstraße insgesamt, wir setzen allerdings in Mezzolombardo bereits den Blinker rechts und schwingen hinauf in die Wälder zum idyllisch liegenden Lago di Sta. Giustina. Dessen Staumauer war nach ihrer Einweihung 1951 mit immerhin 152 m die höchste Talsperre Europas und eine Meisterleistung der Ingenieure. Das integrierte Kraftwerk liefert heute noch 34 MW feinsten Naturstrom, also in etwa so viel wie fünf moderne Windkraftanlagen – wenn der Wind denn weht. 

Motorradtour am Lago di Santa Giustina ©Heinz Studt
Lago di Santa Giustina © Heinz Studt

Schwingen wir nun fröhlich, aber auch aufmerksam von Bikertreff zu Bikertreff

Mit dem nun folgenden Tonalepass oder Passo del Tonale haben wir unseren Exkurs aus Südtirol hinaus in das Trentino eingeleitet, ja der Pass markiert sogar die hier allerorten fließende Grenze zwischen dem Trentino und der Lombardei. Karl der Große verschenkte den Pass im 8. Jahrhundert an ein französisches Kloster – was die wohl damit wollten? – nach dem 2. Weltkrieg wurde er zur inneritalienischen Grenzregion und in der Folge auch zu einem beliebten Wintersportgebiet. Die markante, leicht martialische Gedenkstätte samt Beinhaus direkt auf der Passhöhe erinnert an die Gefallenen des 1. Weltkrieges. An Sommerwochenenden ist die Passhöhe des Tonale ein beliebter Motorradtreff vor allem am Morgen zu Beginn einer Tour.

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Motorradtour am Tonale Pass
Tonale Pass © Heinz Studt

Diese führt dann oftmals über Ponte di Legno hinauf zum Passo Gavia, einer der Passlegenden der gesamten Alpen. Vor allem dessen Südanstieg hat es „in sich“, besitzt die eigentlich ordentliche Piste doch nicht nur 15 waschechte und ansteigende Haarnadelkurven, sondern auch ein gut 10 Kilometer langes Mittelstück, auf dem sich keine zwei Cinquecento begegnen dürfen. Bereits zwei Motorräder müssen auf der teilweise gerade einmal 1,8 m breiten Piste vorsichtig aneinander vorbei zirkeln, Pkw haben kaum eine Chance, für Lkw über 3,5 t ist er eh gesperrt.

Auf der Passhöhe erwartet uns mit dem Rifugio Bonetta einer der beliebtesten Bikertreffs Südtirols. Und eine oftmals spürbar heitere Erleichterung in der benzingeschwängerten Luft, haben viele Biker doch die schwierige Südrampe „sauber“ abgehakt und können nun die deutlich einfachere Nordrampe hinab nach Bormio unbeschwert genießen.

Motorradtour am Gavia Pass
Gavia Pass © Heinz Studt

Auch Bormio gehört offiziell zur italienischen Lombardei, markiert für uns allerdings im weiteren Verlauf den Beginn unserer Rückkehr ins Motorradparadies Südtirol. Doch zuvor gönnen wir dem sehenswerten historischen Kern Bormios noch ein paar Augenblicke und vielleicht einen Rundgang. Das vor allem im Wintersport bekannte Touristenstädtchen zeigt sich in den Sommermonaten herrlich entspannt, ja geradezu einladend beschaulich.

Echt jetzt: Noch einmal Stilfser Joch? Jawohl, aber deutlich entspannter

Groß ausgeschildert ist die Südwestrampe hinauf zum Stilfser Joch von Bormio aus kaum zu verfehlen. Sie ist mit 31 Kehren plus Abzweig zum Umbrail deutlich anfängertauglicher als ihr nordöstliches Pendant, das wir ja auf einer der anderen Touren bereits bergauf erobern durften. Wir schwingen über eine auskömmlich breite Piste in ein weites Hochtal, es geht hurtig vorbei an prächtigen Panoramaparkplätzen ideal auch für ein Picknick in hochalpiner Umgebung – falls der Inhalt Eures Topcases dieses Vergnügen hergibt.

Motorradtour am Stilfser Joch
Stilfser Joch © Peter Wahl-MOTORRADSTRASSEN

Kurz vor Erreichen der Stilfser Joch Passhöhe liegt linker Hand der, von dieser Blickrichtung aus, recht unscheinbare Umbrailpass und wartet zumindest auf einen schnellen Gruß von uns. Wer noch kein „Ich-war-hier-Selfie“ mit dem Stilfser Joch Passschild im Fotoalbum besitzt – jetzt ist erneut Gelegenheit dazu. Bevor es deutlich entspannter 48 Kehren bergab hinunter nach Prad am Stilfser Joch und hinein ins Vinschgau geht. Spätestens jetzt gelingt es unserem Blutdruck problemlos wieder auf Normal-Level zu sinken, denn die Fahrt gen Osten über Schlanders, Latsch und Naturns ist einfach nur vergnüglich. Apropos: Kurz vor Naturns zweigt linker Hand der Aufstieg ins Schnalstal ab. Gut bewacht von Schloss Juval, einem echten Vinschgauer Juwel. Wer Zeit und Lust hat, sollte hier noch einmal den Blinker setzen. Dies gilt auch für die Abstecher ins Martelltal und nach Vernagt am See ins Schnalstal.

Übersicht aller Pässe der Tour

Gampenpass
Höhe: 1518 m
Länge: 18 km
Maut: keine
Wintersperre: keine
Anspruch: leicht

Mendelpass
Höhe: 1363 m
Länge: 20 km
Maut: keine
Wintersperre: keine
Anspruch: leicht

Passo Tonale
Höhe: 1882 m
Länge: 23 km
Maut: keine
Wintersperre: keine
Anspruch: leicht

Passo Gavia
Höhe: 2621 m
Länge: 42 km
Maut: keine
Wintersperre: November bis Mai
Anspruch: mittelschwer

Abstecher Umbrailpass
Höhe: 2501 m
Länge: 32 km (ab Bormio)
Maut:  keine
Wintersperre: November bis Mai
Anspruch: mittelschwer

Stilfser Joch
Höhe: 2757 m
Länge: 46 km
Maut: (noch) keine
Wintersperre: November bis Mai
Anspruch: bergab mittelschwer


Tourenbeschreibung in Zusammenarbeit mit MOTORRADSTRASSEN
www.motorradstrassen.de

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